Freitag, 8. Juli 2022

Zeitnah Hunderte Plätze für Ukrainer?

Zeitnah Hunderte Plätze für Ukrainer?


Noch Schwerpunkt: 43 Ukrainer leben aktuell in der Turnhalle der Miesbacher Berufsschule. In Weyarn hat das Landratsamt eine Unterkunft mit 18 Plätzen angemietet – wenig, bei 1135 Geflüchteten im Landkreis. Demnächst sollen mehr Plätze hinzukommen. Foto: Archiv TP

Landkreis – Nachdem die seit Monaten andauernden Verhandlungen über die Unterbringung geflüchteter Ukrainer im Haus Hildegard in Birkenstein für Unmut sorgten (wir berichteten), hat das Landratsamt auf Nachfrage Hintergründe zu den Ursachen der zähen Suche nach Flüchtlingsunterkünften im Landkreis erklärt. Wichtigste Erkenntnis: Die Behörde verhandelt weiter mit mehreren Eigentümern geeigneter Immobilien. Erste Einigungen dürften demnächst anstehen. Dennoch wird sich das Gesamtproblem eher nur langsam lösen lassen.

Wie berichtet, hatte das Landratsamt schon Mitte April mit rund einem halben Dutzend Eigentümern größerer Unterkünfte im Landkreis über die Unterbringung Geflüchteter verhandelt. Bei zwei dieser Unterkünfte scheiterten die Gespräche, sagt eine Sprecherin nun. Die Gründe seien dieselben wie bei allen aussortierten Unterkünften: Teils verweigern sich Eigentümer notwendigen Umbauten, teils sind die Ertüchtigungen zu teuer.

Das Landratsamt sucht derweil weiter. Aktuell verhandle die Behörde mit Eigentümern von acht größeren Unterkünften, sagt die Sprecherin. Sie hofft, zeitnah Ergebnisse zu präsentieren. Auch bei zwei Containerstandplätzen seien die Planungen bereits fortgeschritten. Dort könne eine dreistellige Anzahl Geflüchteter unterkommen. Generell seien aber auch die Angebote für Containerplätze „sehr, sehr überschaubar" und die Mietverhandlungen langwierig.

Bis Ergebnisse feststehen, schultern private Helfer weiter die Hauptlast der Unterbringung. Derzeit leben 43 Geflüchtete in der Miesbacher Turnhalle, 18 Plätze hat das Landratsamt in einer Weyarner Unterkunft angemietet. Rund 90 Prozent der aktuell 1135 geflüchteten Ukrainer kommt bei privaten Helfern unter. „Wir verstehen absolut, dass einige Freiwillige, die Geflüchtete untergebracht haben, zunehmend ungeduldig werden", sagt die Landratsamtssprecherin. „Wir sind es inzwischen auch."

Kritik an der Dauer der Verhandlungen weist die Sprecherin aber als „unfair" zurück: Angesichts langfristiger Verträge und hoher Investitionen müssten Vermieter und Mieter „viele Fragen leider ziemlich zeitintensiv klären". Dies und andere schwierige Rahmenbedingungen machten schnelle, pragmatische Lösungen unmöglich. Die Behörde versuche ihr Bestes, kämpfe aber einen „Kampf, den wir nur verlieren können".

Gute Nachrichten gibt es immerhin vom Haus Hildegard, wo 40 Ukrainer unterkommen könnten. Der fertige Vertrag liegt laut der Sprecherin zur Unterzeichnung beim Erzbischöflichen Ordinariat München, dem das Haus gehört. Das Landratsamt hoffe auf zeitnahe Einigung. CHRISTIAN MASENGARB

Unterkünfte gesucht

Das Landratsamt bittet Eigentümer von Objekten, die sich für die Unterbringung von mindestens acht Geflüchteten eignen und für mindestens ein Jahr verfügbar sind, sich an unterkuenfte@lra-mb.bayern.de zu wenden.



Quellenangabe: Miesbacher Merkur vom 08.07.2022, Seite 32

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