Hilfe auf dem Weg zur Anstellung
Landkreis – Den ersten Schritt, um geflüchteten Ukrainern den Zugang zum Arbeitsmarkt im Landkreis zu erleichtern, ist das Landratsamt auf Anregung der Standortmarketing Gesellschaft (SMG) Miesbach bereits gegangen: Künftig werde die Behörde bei der Registrierung der Menschen auch deren Sprachkenntnisse, Berufserfahrung und Ausbildung aufnehmen, berichtet SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid. Das erleichtere die Suche nach passenden Stellen. „Die Daten machen wenig Arbeit, bringen uns bei der Vermittlung der Menschen aber enorm weiter."
Wie berichtet, suchen viele Ukrainer im Landkreis derzeit Arbeit. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür erhalten sie mit den Aufenthaltstiteln, die das Landratsamt derzeit abarbeitet. Als nächsten Schritt müssen die Ukrainer geeignete Stellen finden. Dabei wolle die SMG helfen, sagt Schmid. Hiesige Unternehmen brauchen die neuen Kräfte genauso dringend wie diese die Arbeit.
Wie die SMG beide Seiten zusammenbringen kann, erklärt er mit einem Beispiel: Unlängst habe er bei einem Treffen im Schlierseer Hof Geflüchteten zugesichert, dass die Unternehmen im Landkreis freie Arbeitsplätze haben und bereit sind, Ukrainer einzustellen. Diese Botschaft von jemandem mit Industriekontakten zu hören, ermutige die Geflüchteten, die Mühen der Stellensuche auf sich zu nehmen.
Auf diese und ähnliche Art könne die SMG eine unbürokratische Erweiterung des Arbeitsamts sein, die den Bedarf bei Unternehmen abfragt und den Geflüchteten Kontakte vermittelt, ohne dass die oft wenig mobilen Menschen dafür eine Behörde besuchen müssen. Schmid: „Landratsamt und Arbeitsagentur leisten gute Arbeit und wir wollen ihnen keine Konkurrenz machen. Aber wir können formlos und unkompliziert helfen."
Schmid nennt zwei Bereiche, in denen Geflüchtete im Landkreis beruflich Fuß fassen können. Für rund die Hälfte der ihm begegneten Ukrainer, die weder Deutsch noch Englisch sprechen, würden Berufe mit geringen Sprachanforderungen in der Gastronomie oder Hotellerie einen Einstieg bieten. Beide Bereiche suchen dringend Ersatz für während der Coronakrise abgewanderte Angestellte. Schmid: „Bis zum Start der Saison erhoffe ich mir hier eine Erleichterung."
Die andere Hälfte der ihm begegneten Ukrainer, die Sprachkenntnisse mitbringt, könne den Fachkräftemangel lindern, sagt Schmid. Er sei einem Automechaniker begegnet und einer englischsprachigen Juristin mit doppeltem Staatsexamen und dem Spezialgebiet internationales Recht. Schmids Fazit: „Im Durchschnitt ist das Qualifikationsniveau deutlich höher als nach der Flüchtlingswelle 2015, und die kulturellen Anpassungsschwierigkeiten sind deutlich geringer."
Die Aussage zeigt: Schmid hält die Einbindung der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt grundsätzlich für gut lösbar. Der Wohnungsmarkt und Rahmenbedingungen wie die Unterbringung der Kinder, damit deren Mütter Zeit zum Arbeiten haben, stellten den Landkreis vor größere Herausforderungen.
Trotzdem, das weiß auch der SMG-Geschäftsführer, ist auch bei der Arbeitsvermittlung noch viel zu tun. Arbeitgeber sollen sich jederzeit an ihn wenden, ruft er auf. Ebenso wer Treffen mit Geflüchteten veranstaltet. „Ich bin immer dabei. Es ist anstrengend, aber es ist das Schönste, wenn man helfen kann."
Quellenangabe: Miesbacher Merkur vom 08.04.2022, Seite 32
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