Landkreis – An Schulen im Landkreis Miesbach sind bereits vor den Osterferien 160 ukrainische Schüler betreut worden. Das teilt das Staatliche Schulamt Miesbach auf seiner Internetseite mit und erklärt, die geflüchteten Kinder und Jugendlichen würden „in Regelklassen sowie in sogenannten Pädagogischen Willkommensgruppen beschult". Zum heutigen Start nach den Osterferien hat sich an diesem angedachten Prozedere nichts geändert – auch wenn die Angebote in der Praxis noch immer im Aufbau sind und von Ehrenamtlichen unterstützt werden.
Anmeldung in Schulen
Zur Anmeldung rät das Schulamt, ukrainische Kinder sollten sich bei der zuständigen Schule melden, die über das weitere Verfahren entscheidet. Wer in einer Willkommensklasse landet, werde von der jeweiligen Schule ans Schulamt gemeldet.
Aber: In der Praxis läuft das mancherorts noch anders ab. Sibylle Strack-Zimmermann engagiert sich gemeinsam mit ihrem Mann für Geflüchtete in Schliersee und Neuhaus. Sie erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, es gebe grundsätzlich drei vom Kultusministerium benannte Möglichkeiten, geflüchtete Schüler in die Klassenzimmer zu bekommen. Neben den Willkommensgruppen und den Regelklassen benennt das Ministerium auch Aufnahmen in „besondere Klassen oder Unterrichtsgruppen" wie etwa Deutschklassen als Möglichkeit.
Strack-Zimmermann erklärt aber auch: „Die Schulen gehen unterschiedlich vor." So würden Willkommensklassen erst dann gegründet, wenn eine gewisse Schülerzahl, Räume und Lehrer vorhanden seien. Regelklassen dürften nur Schüler mit „sicheren Deutschkenntnissen" besuchen. „Sie können sich vorstellen, wie wenige das sind", sagt Strack-Zimmermann.
Ehrenamtliche helfen
Schon zwei Wochen vor Beginn der Osterferien und auch vor Veröffentlichung der genauen Regelungen habe sich beispielsweise die Grund- und Mittelschule Schliersee deshalb dazu entschlossen, ukrainische Schüler unkompliziert aufzunehmen. In der Praxis habe sich die Aufnahme in Regelklassen aber als nicht praktikabel erwiesen. Und so kommt es, dass der Helferkreis in Schliersee ab dem heutigen Montag ehrenamtlich in der Schule aushilft. Ukrainische Erst- und Zweitklässler würden gemeinsam für je zwei Stunden pro Schultag von ehemaligen Lehrkräften und Helfern mit Erfahrung in Gruppenleitung betreut. Gleiches gilt auch für Dritt- und Viertklässler.
„Auch ich helfe mit", sagt Strack-Zimmermann und lacht. Sie sei gespannt, wie das Angebot anläuft. „Aber ich sehe Kinder, die schon in der Schule sind – die waren teils schon sehr vergnügt." Auch den Eltern sei geholfen, wenn Kinder schnell in den Schulen untergebracht würden.
Gruppen im Aufbau
Offizielle Angebote mit vom Kultusministerium angeworbenen Willkommenshelfern gibt's derweil schon seit rund zwei Wochen vor den Osterferien an der Realschule Holzkirchen und an der Grundschule Otterfing. Das berichtet Schulamtsdirektor Jürgen Heiß und erklärt: „Wenngleich die Zahlen schwer zu prognostizieren sind, rechnen wir in den kommenden Wochen und Monaten tendenziell mit weiteren Geflohenen, die der Schulpflicht unterliegen."
„Zeitnah" sollten deshalb weitere pädagogische Willkommensgruppen starten – etwa an der Mittelschule Hausham, an der Grundschule Rottach-Egern und an der Grundschule Miesbach. Heißt sagt, er warte dafür noch auf die Zusage der übergeordneten Behörden für die Personal-Einstellung.
Bewilligt worden seien bisher sechs Ehrenamtliche, zehn Anträge auf Einstellung lägen derzeit im Grund- und Mittelschulbereich vor. Bewerber müssten kein Ukrainisch sprechen, es kommen ehemalige und aktive Lehrer, Lehramtsstudenten und beispielsweise Sozialpädagogen in Betracht.
Dass es – wie in Schliersee – auch ehrenamtliche Helfer ohne die Gründung der offiziellen pädagogischen Willkommensgruppen gibt, ist dem Schulamt bekannt. Heiß freut sich über das Engagement. Zwischenzeitlich befänden sich aber auch noch weitere Schulleitungen in der Vorbereitung für Willkommensgruppen, um bei Bedarf Angebote aufzubauen. Konkret benennen will Heiß die aber noch nicht, um keine vorschnellen Erwartungen zu schaffen.
Quellenangabe: Miesbacher Merkur vom 25.04.2022, Seite 33
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